"Trotz Verletzungssorgen stehen die deutschen Frauen im Tischtennis-Halbfinale in Paris. Gegen Indien war am Mittwoch (07.08.2024) die erst 18 Jahre alte Annett Kaufmann einmal mehr der Sieggarant. Nun fehlt nur noch ein Sieg zur Medaille.
Beim Halbfinale am Donnerstag (08.08.2024, im Livestream auf Sportschau.de) bekommen es die Deutschen mit den favorisierten Japanerinnen zu tun. Die an Position zwei gesetzten Ostasiatinnen haben bislang noch kein Spiel abgegeben, setzten sich erst gegen Polen und dann gegen Thailand mit 3:0 durch.
Annett Kaufmann, Xiaona Shan und Yuan Wan hatten da bisher deutlich mehr zu kämpfen. Gegen Indien führte Kaufmann das deutsche Team zu einem 3:1.
Deutsches Doppel bewahrt die Nerven
Zum Auftakt mussten Shan und Wan im Doppel gegen Sreeja Akula und Archana Girish Kamath an die Platte. Den ersten Satz schnappten sich die Deutschen souverän mit 11:5, Satz zwei gaben sie hingegen etwas unnötig mit 8:11 ab. Da wäre mehr drin gewesen.
Die Inderinnen witterten nun ihre Chance, gingen aggressiv in den dritten Satz und führten schnell mit 5:1. Shan und Wan ließen sich davon nicht beeindrucken und glichen zum 5:5 aus. Es war nun ein Spiel der Nuancen – und der besseren Nerven. Indien stellte auf 10:8 und hatte zwei Satzbälle. Doch Deutschland konterte und holte sich Satz Nummer drei mit 12:10.
Es schien ein bisschen die Vorentscheidung gewesen zu sein. Das deutsche Duo wirkte mit der 2:1-Satzführung im Rücken wie befreit, spielt auch im vierten Satz groß auf und sicherte sich mit 11:6 das erste Match des Tages.
Kaufmann nur in Satz eins mit Problemen
Im ersten Einzel ging es für die 18 Jahre alte Kaufmann gegen Manika Batra. Die unorthodoxe Spielweise der Inderin bereitete der gebürtigen Wolfsburgerin geradezu Beginn ordentlich Probleme, der erste Satz ging mit 8:11 verloren. Kaufmann arbeitete sich aber in die Partie und schnappte sich Satz zwei souverän mit 11:5.
Die junge Deutsche war nun im Spiel und pushte sich in einem schwierigen dritten Spielabschnitt zum nächsten Satzgewinn (11:7). Batras Widerstand schien gebrochen, Kaufmann spielte sich in einen Rausch und gewann auch Satz vier mit 11:5. Jetzt fehlte Deutschland nur noch ein Sieg zum Halbfinale gegen Japan.
Das war auch schon in der ersten Runde gegen die USA der Fall. Da verlor das Team aber die nächsten beiden Einzel und musste noch einmal ordentlich zittern. Deutschland war also gewarnt, jetzt nicht die Zügel schleifen zu lassen.
Kaufmann macht einfach weiter
Shan lieferte sich gegen Kamath zunächst ein Duell auf Augenhöhe. Satz Nummer eins musste gleich mehrfach in die Verlängerung, dank eines Netzrollers konnte sich die Inderin am Ende über ein 18:16 freuen.
So knapp der erste Satz war, so schnell ging es in den folgenden Spielabschnitten zur Sache. Ein 11:1 von Shan konterte die Inderin mit einem 11:5. Ein 11:9 von Kamath später, war der 1:2-Anschluss perfekt. Drohte nun ein Nervenkrimi wie gegen die USA?
Nein, war die klare Antwort von Kaufmann, die gegen Sreeja Akula überhaupt nichts anbrennen ließ. 11:6, 11:7, 11:7 hieß es nach gerade einmal 21 Minuten. Der Einzug ins Halbfinale war perfekt.
Extrem ersatzgeschwächt ins Turnier
Das deutsche Team ist extrem ersatzgeschwächt nach Paris gereist. Anfang Juli riss sich Abwehrspezialistin Ying Han die linke Achillessehne. Kurios: Es war das Comeback-Match der 41-Jährigen, die sich erst im Januar die rechte Achillessehne gerissen hatte. Hinzukommt im Doppel noch das Aus von Nina Mittelham: Die EM-Zweite, die in Paris im Einzel und Doppel noch aktiv war, musste ihren Start im Teamwettbewerb wegen Rückenproblemen absagen.
Für die deutschen Männer war in Paris im Viertelfinale Schluss. Gegen Schweden hatte das Team um Timo Boll keine Chance und verabschiedete sich mit 0:3 aus dem Turnier. Für den 43 Jahre alten Boll war es der letzte internationale Auftritt seiner Karriere."